Und da traf mich auch schon der nächste Schock. Er fragte mich wo ich diese Nacht schlief und wollte, dass mir meine Eltern ein Hotelzimmer besorgten. ,,What?'', sagte ich empört. Okay... bei aller Toleranz, aber das war jetzt schon ein wenig unhöflich. ,,Du schmeißt mich die dir raus, noch ehe ich überhaupt einmal bei dir war?'', fragte ich ihn und schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Ich sollte ernsthaft bei meinen Eltern anrufen, um ihnen einen Schock zu bereiten, dass sie mir in dieser schäbigen Gegend ein Hotelzimmer buchen sollte, in dem ich dann auch noch alleine schlafen und wohnen sollte? Das machten die NIEMALS! ,,Das kann ich nicht machen. Meine Eltern sind jetzt schon krank vor Sorge, weil ich überhaupt hier bin. Die drehen durch, wenn ich bei ihnen anrufe:,,Hey, ich brauch hier in der Gegend ein Hotelzimmer, in dem ich alleine schlafen kann.'' Die drehen durch!'', erklärte ich ihm und sah ihn fragend an, ob er das nicht vielleicht irgendwie nachvollziehen konnte. Ich hoffte schon irgendwie, dass er es sich anders überlegte. Während meines Erklärungsversuches, waren wir auch in einem Teil der Stadt angekommen, in dem ich mich schon deutlich wohler fühlte als in dem Park. Auch, wenn ich meiner Meinung nach immer noch dämlich aussah mit diesem zerrissenem Hemd. Wir blieben dann vor einem Laden stehen und Nathan sagte, dass ich mitkommen, hier warten oder mich umsehen konnte. Ich seufzte:,,Ich warte.'' Dann verschränkte ich die Arme und stöhnte einmal auf, als er dann in dem Laden verschwunden war. ,,Echt jetzt?'', flüsterte ich zu mir selbst, legte meinen Kopf in den Nacken und lief ein paar Meter, ehe ich wieder umdrehte. Das fing echt toll an...
"Naja, du kannst ja gerne mit zu uns kommen, dir ist aber klar das du auf dem Boden schlafen musst" sagte ich genervt zu ihm, wie stellte er sich das denn bitte vor. Wir lebten mit drei Personen in einer kleinen zwei Zimmerwohnung. Die schon für uns viel zu klein ist, wie sollen wir da noch eine dritte Person unterbringen ?..genau, gar nicht. Naja, er müsste wenn sogar im Flur auf dem Boden schlafen das das Zimmer von meinem Bruder und mir bereits mit einer Matratze voll war auf der wir beide schliefen und das Zimmer von Lucy war sogar noch kleiner, aber immerhin hatte sie eins für sich ganz alleine. Unser Badezimmer, bestand nur aus einem Waschbecken und einer Toilette, eine Dusche besaßen wir nicht und in unsere Küche war schon mit Herd, Waschbecken und Tisch vom Platz vollkommen ausgefüllt. Da gab es nicht wo er schlafen konnte und seine Eltern hatten doch das Geld, dann soll er sich nicht so anstellen. Sonst muss er sich nun mal einen anderen Austauschpartner suchen, womit ich wirklich keinerlei Probleme hatte. Im Laden sah ich mich um bis ich ein paar Rucksäcke fand die ich bezahlen konnte, der Rucksack der meiner Meinung nach am besten zu ihr passte hatte zu Glück nur ein kleines Loch an der Seite, dass fast überhaupt nicht auffiel. Ich ging also zur Kasse und bezahlte ihn, zwar musste ich ein wenig mehr ausgeben als ich für den Rucksack eingeplant hatte, aber es war einfach nur schön mit anzusehen wenn Lucy sich freute. Nachdem ich ihn bezahlt hatte ging ich wieder raus zu Dominic der noch draußen wartete, ich musste jetzt mit ihm noch zum Kindergarten Lucy abholen den die Zeit war doch ziemlich schnell vergangen. "Kommst du damit klar auf einem Motorrad mitzufahren ?" fragte ich ihn.
Nathans Antwort, dass ich ja gerne mit zu ihm kommen konnte, aber dann auf dem Boden schlafen musste, war auch nicht wirklich besser, als die Aussage, dass ich nicht bei ihm pennen konnte. Ich seufzte. Damit hatte er mir jetzt eine perfekte Denkaufgabe gegeben. Auf dem Boden zu schlafen hatte den Nachteil, dass es scheiße unbequem war. Hatten die nicht irgendwie eine Couch oder so, auf der ich schlafen konnte?! Ich seufzte. Aber immerhin wäre ich dann nicht alleine in diesem Viertel. Wenn ich meine Eltern anrufen und um ein Hotelzimmer bitten würde, dann würde sie mich eher sofort abholen als ein Zimmer zu buchen und dann war es das mit der Lebenserfahrung, wobei ich es schon ziemlich interessant fand mir das anzusehen und zu erleben... Andererseits ersparte ich mir damit vielleicht eine Menge Stress? Ich seufzte... so kam ich zu keinem Ergebnis. Letztendlich lief ich zu einer Bank, die gegenüber des Ladens, in den Nathan gegangen war, lag und holte mein Buch wieder heraus. Er brauchte wahrscheinlich noch länger. Nach einer Weile kam Nathan dann wieder zurück und als er fragte, ob ich damit klar kam auf einem Motorrad mitzufahren, konfrontierte mich gleich mal mit einer weiteren neuen Erfahrung. Ich sah zu ihm auf und schlug mein Buch wieder zu. ,,Ich schätze schon.'', sagte ich einfach. ,,Ich bin noch nie mit einem gefahren.'', fügte ich noch hinzu. Meine Eltern bevorzugten ihren Mercedes oder eine Limousine. Motorräder fanden sie viel zu gefährlich. Wenn ich ihnen erzählen würde, dass ich bei jemandem mit auf dem Motorrad mitgefahren war, dann würde mir meine Mutter wieder eine Predigt darüber halten wie gefährlich das war und ob ich mir den Hals hatte brechen wollen und ob ich so undankbar für alles war, was mir meine Eltern ermöglichten, dass ich mich umbringen wollte.
Ich nickte und wir machten uns auf den Weg zu meiner Maschine "Wie heißt du überhaupt ?" fragte ich ihn, da ich es immer noch nicht wusste, genauso wenig wie er wusste wieder nicht wusste wie ich heiße, aber das konnte von mir aus gerne so bleiben. Bei meinem Motorrad angekommen gab ich ihm einen Helm und stieg auf, er musste sich hinter mich setzten und wir fuhren los Richtung Kindergarten. Zwischendurch konnte ich mal wieder richtig Gas geben und genoss das Gefühl der Freiheit das ich dabei hatte. Beim Kindergarten angekommen, stellte ich das Motorrad auf einen Parkplatz und stieg ab, "Ich komme gleich wieder" sagte ich zu ihm und lief rein um Lucy abzuholen, die als sie mich sah lachend auf mich zu rannte und ich umarmte sie lächelnd. Dann zog sie sich an und wir gingen nach draußen, "Wer sit das ?" fragte Lucy neugierig und zeigte auf Dominik der immer noch neben meinem Motorrad stand. "Das ist Dominik, er bleibt eine Zeitlang zu Besuch" erklärte ich ihr während wir zu ihm gingen. Sie lief direkt auf ihn zu "Ich weiß zwar nicht warum, aber ich mag dich" sagte sie zu ihm und musterte ihn von oben bis unten. "Das ist meine kleine Schwester Lucy" stellte ich sie Dominik vor. "So klein bin ich gar nicht mehr" protestierte sie und boxte mir leicht gegen mein Bein. "Ich weiß, du bist schon ganz groß" sagte ich grinsend zu ihr. "Aber dann lass uns mal nach Hause fahren" sagte ich zu ihr und sah fragend zu Dominik, da ich immer noch nicht wusste wie er sich entschieden hatte.
Ich sah etwas überrascht zu Nathan, als er mich plötzlich fragte wie ich hieß. Anscheinend hatte er das vorhin nicht mitbekommen, nachdem er sich hingesetzt hatte. ,,Ich bin Dominik. Dominik Ford.'', stellte ich mich dann vor. Im Gegensatz zu ihm wusste ich seinen Namen, denn den hatte mir die Lehrerin gesagt. Naja. Wir kamen dann bei einem Motorrad an, und er gab mir einen Helm. Ich inspizierte diesen kurz, um zu schauen wie ich den aufsetzen musste. Tatsächlich beschleunigte sich mein Puls etwas vor Aufregung, denn es war schon leichtsinnig bei einem Fremden mit auf das Motorrad zu steigen, aber ich vertraute ihm, dass er nicht in den nächstbesten Baum oder in die nächstbeste Straßenlaterne mit mir raste. Ich stieg dann hinter ihm auf und überlegte kurz wie ich mich festhalten sollte. In Filmen schlang man immer die Arme um den Fahrer. Kurz kam mir das schon ziemlich merkwürdig vor, aber ich machte das dann einfach, ehe ich noch während der Fahrt runter fiel. Das wäre noch blöder. Er fuhr dann los und wurde teilweise richtig schnell, sodass ich kurzfristig mal das Gefühl hatte kotzen zu müssen, aber dann wurde es besser und ich fand es eigentlich sogar recht schön so schnell zu fahren und auch mal Wind zu spüren. Nach einigen Minuten hielt er dann vor einem Kindergarten und ich stieg auch wieder mit ab. Ich lächelte breit und glücklich, denn das hatte irgendwie Spaß gemacht. Ich setzte den Helm wieder ab und Nathan sagte, dass er gleich wieder kam. Dann verschwand er für einige Minuten im Kindergarten und ich wartete beim Motorrad, bis er mit einem kleinen Mädchen wieder herauskam. Sie war ziemlich süß und fragte auch gleich wer ich war. Nachdem Nathan ihr das erklärt hatte, wenn auch indirekt, kam sie gleich zu mir und sagte, dass sie mich mochte. Ich lachte kurz auf und beugte mich dann zu ihr herunter. ,,Das freut mich.'', sagte ich lächelnd, ehe mir Nathan auch schon verriet, dass sie Lucy hieß und seine kleine Schwester war. Ich nickte und richtete mich wieder auf, während die beiden kurz darüber diskutierten, ob Lucy groß war oder nicht. Das war irgendwie klischeehaft, aber putzig. Ich hatte keine Geschwister, sondern war Einzelkind, obwohl ich schon gerne ein Geschwisterlichen gehabt hätte. Aber gut. Als Nathan mich fragend ansah, nachdem er gemeint hatte, dass wir wieder fuhren, fragte ich mich, ob es überhaupt erlaubt war, geschweige denn überhaupt möglich war zu dritt Motorrad zu fahren.