Okay, eigentlich wollte ich einfach nur die Wahrheit erfahren und nicht ihre Sichtweise, aber da ihre Sicht seeeeehr wahrscheinlich der Realität entsprach, hörte ich mir das gerne an. Sie fing dann auch zu erzählen wie es wirklich war und das mit dem College und dem Studieren wusste ich. Das hatte mir Jason auch erzählt. Live hatte studieren wollen und deshalb war sie weggegangen und deshalb hatte sie ihn verlassen, weil er nicht hatte mitkommen wollen und ihr ihre Träume wichtiger waren als er. Jasons Sicht. Lives Sicht war, dass ihn hatte überreden wollen umzuziehen, worauf Jason nicht angesprungen war und daraufhin hätte sie sogar eine zweistündige Fahr für ihn in Kauf genommen. Jedoch hatte Jason sie anscheinend raus geworfen und nicht mit sich reden lassen, obwohl sie das ganz eindeutig gewollt hatte. So viel zum Thema sie hätte ihn eiskalt sitzen lassen und verlassen. Live erzählte mir, dass sie bei einem Freund untergekommen war und dann noch einmal versucht hatte mit Jason zu reden und er hatte sie nicht ignoriert. Er war einfach nur nicht fähig gewesen an sein Handy zu gehen. Ich weiß es, weil ich da rund um die Uhr bei ihm gewesen war und versucht hatte irgendwie sein Dauergeheule zu unterbrechen und ihn zu beruhigen. Letztendlich war er nach vier Tagen eingeschlafen und hatte zwei Tage durchgeschlafen. Außerdem... hatte ich sie weggedrückt, weil ich ja dachte, dass es ihre Schuld gewesen war. Sie erzählte mir dann noch von der Hochzeit und dass es sie selbst sehr mitgenommen hatte ihn wieder zu sehen und sie schon extra Abstand gehalten hatte. Ouh man. Hätte ich ihn doch einfach nicht aus den Augen gelassen. Und dann? Dann wäre das noch weiter so gegangen... Jedenfalls hatte er sich neben sie gesetzt und angefangen zu reden, weil er sie für eine seine Halluzinationen gehalten hatte. *Oh Gott, bitte nicht...*, dachte ich mir. Er erzählte mir gelegentlich von den Halluzinationen und da lief das alles komplett anders. Live ging nicht, sondern kam zu ihm zurück. Fehlanzeige, was die Realität anging. Jedenfalls, hatte er bemerkt, dass es anders war, als ihr bester Freund gekommen war und dann hatte sie gehen wollen und natürlich hatte er sie nicht gelassen. ,,Okay... gut zu wissen.'', sagte ich dazu und fing beinahe an zu lachen. Schön, dass Jason nahezu alles verdreht hatte und nur das mit dem College gestimmt hatte. Gut, dass ich seit fünf Jahren angelogen worden war und ihn in seinem Realitätsverlust auch noch bestätigt hatte, indem ich ihm geglaubt hatte, dass er verlassen worden war. ,,Wenigstens weiß ich jetzt, was die Wirklichkeit ist.'', wiederholte ich mich und schüttelte mit dem Kopf. Ich beugte mich nach vorne und legte meine Handfläche an meine Stirn. Dann ging ich nachher eben einfach mal so richtig auf Konfrontationskurs. Vielleicht brachte ihn die Realität ja zurück auf den Boden der Tatsachen und er wurde wieder 'vernünftiger'. Für kurze Zeit...
So wie das alles klang hatte Jason ihm eine wirklich komplett andere Geschichte erzählt, *Aber wieso hat er das getan ?, dafür gibt es dich überhaupt keinen Grund*. Das alles gab für mich wirklich überhaupt keinen Sinn, aber wenn ich ehrlich bin sollte es mich bei Jason auch nicht wundern. Ich kenne ihn nun mittlerweile lang genug um zu wissen das nicht immer alles was er von sich gibt Sinn ergibt. "Ich bin wirklich froh das du dir meine Seite der Geschichte angehört hast" sagte ich noch einmal, wusste aber nicht ob das Gespräch jetzt beendet war oder nicht. Ich vermutete aber das er sich jetzt lieber noch einmal mit Jason zusammensetzten. Ich stand auf und ging währenddessen runter in die Küche um meine Tasse weg zu bringen, und räumte sie in die Spülmaschine ein. "Ich glaube es ist besser wenn ich jetzt erstmal auflege und wir morgen nochmal miteinander reden" schlug ich vor da ich immer noch ziemlich fertig war und ich nicht sicher was ob ich jetzt noch ein Gespräch vernünftig weiter führen könnte. Wir sprachen dann nur noch kurz miteinander und legten dann auf, ich ging dann ins Badezimmer, dort cremte ich mir meinen Arm mit einer Salbe ein und hoffte das sich dadurch der Schmerz legen würde. Danach bandagierte ich ihn mir ein was sich als ziemlich schwierig herausstellte mit nur einem Arm und ging danach wieder ins Bett und versuchte zu Schlafen. Da brauchte ich aber gar nicht dran denken, denn in meinen Gedanken herrschte ein totales Chaos und übermorgen müsste ich dann auch wieder zur Uni, dass könnte ja noch etwas werden...Ich weiß nicht wie lange es dauerte aber irgendwann schlief ich endlich ein. Am nächsten morgen wachte ich ziemlich früh wach, naja wie immer und ging erstmal ins Bad. Als ich mir meinen Arm anguckte war ich leicht geschockt. die Abdrücke seiner Hand trug ich immer noch auf meinem Arm und er ist sogar noch dicker geworden, ich ging erstmal Duschen und zog mich dann um. Danach ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee und schnappte mir einen Apfel, mehr würde ich gerade gar nicht runter kriegen. Ich musste dann auch noch bei Mary, anrufen und bescheid sagen dass ich den Tanzkurs heute nicht leiten könne, da ich mich am Arm verletzt hatte. Sie verstand uns und beschloss jetzt direkt ins Krankenhaus zu fahren, denn ich hielt die Schmerzen nicht mehr aus.
Sie schien ehrlich darüber erleichtert zu sein, dass ich ihr zugehört hatte und es hatte sich ja auch gelohnt. Ich glaubte ihr, denn wieso sollte sie auch einen an der Waffel haben und mich anlügen? Außerdem klang sie vernünftig und von Jason wusste ich ja, dass das nicht mehr der Fall war. Als nächstes verabschiedeten wir uns dann voneinander und machten noch aus, dass wir einfach morgen noch einmal redeten. Ich konnte mir vorstellen, weshalb sie lieber mit mir, anstatt mit Jason, redete. Ich seufzte dann, steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und lauschte. Im Bad prasselte das Wasser immer noch aus dem Duschkopf und das konnte jetzt noch laaaange Zeit so weitergehen. So saß ich noch eine Stunde auf dem Sofa rum und sah ein wenig fern. Um die Zeit lief 'Two and a half men' ja eh in Dauerschleife. Als die Tür zum Bad aufging, machte ich den Fernseher wieder aus, stand auf und verschränkte die Arme, um Jason anzusehen, der gerade ins Wohnzimmer geschlurft kam mir den Armen um den Oberkörper geschlungen und vor Kälte zitternd. Finger, Lippen und Zehen waren blau und er ähnelte gerade ziemlich einer Wasserleiche. Kein Grund jetzt nicht auf ihn loszugehen. ,,Wieso hast du mich angelogen?'', fragte ich ihn gleich mal ernst, woraufhin er mich ziemlich verwirrt ansah. ,,Mit was?'', fragte er dann und ich rollte mit den Augen. ,,Mal sehen, hm... wie wäre es denn mit... ALLEM?! Zum Beispiel, dass Live dich gar nicht verlassen hat, sondern du sie rausgeworfen hast? Oder, dass 'sie' nicht mit sich hat reden lassen, aber dabei warst das eigentlich du! Oh, oder dass sie lieber 'studieren' wollte anstatt mit die zusammen zu sein, wo sie doch eigentlich einen Weg von zwei Stunden hin und zurück von der Uni für dich auf sich genommen hätte?'', fragte ich ihn dann vorwurfsvoll und er schluckte, ehe er auch gleich wieder Tränen in Tränen ausbrach. ,,Das stimmt nicht!'', schrie er, fasste sich gleich wieder mit beiden Händen an den Kopf und zog an seinen Haaren. ,,Oh doch! Du hast sie rausgeworfen! Komm mal so langsam wieder zurück in die Wirklichkeit! Und außerdem hast du ihr heute auch weh getane! Du hast ihr vielleicht den Arm gebrochen, obwohl du IMMER gesagt hast, dass du ihr nie etwas antun könntest. Tu mir den Gefallen und komm endlich aus deiner beschissenen Wunschwelt raus!'' Etwas anderes als eine Wunschwelt waren Jasons Lügen nämlich nicht. Er machte das immer nur, um alles für sich leichter zu machen und vor Problemen zu flüchten. War nur die Frage, was sein Wunsch gewesen war und was er damit hatte erreichen wollen sie hinaus zu werfen und mit ihr Schluss zu machen, um dann nachher zu sagen, dass sie ihn verlassen hätte. Ich blickte da nicht durch, was daran leichter für ihn war.
Jason
Ich stand da, war wieder in Tränen ausgebrochen und Ronny sagte mir, dass ich aus meiner Wunschwelt herauskommen sollte. Aber ich wollte mich den Tatsachen, die mir Ronny gerade aufgezählt hatte nicht stellen. Jedenfalls nicht, bis er erwähnt hatte, dass ich Live vielleicht sogar den Arm gebrochen hatte. Da konnte ich dann nicht anders und schrie:,,Ich wollte das doch alles nie! Ich wollte ihr nicht weh tun! Ich hab das nicht mitbekommen! Erst als sie es mir gesagt hat!'' Ich stoppte dann kurz und sah Ronny fragend an, ehe ich panisch schrie:,,Woher willst du das eigentlich überhaupt alles wissen?!'' Dumm, dass mir diese logische Frage erst jetzt eingefallen war, aber mein Kopf arbeitete wohl gerade nicht mehr so schnell und richtig auch nicht. Als Ronny mir erklärte, dass er gerade mit Live telefoniert hatte und dabei demonstrativ sein Handy heraus holte, starrte ich sofort auf das Gerät. Er redete noch weiter, dass sie ihm alles erzählt hatte, aber das interessierte mich nicht. Ich lief nur ganz schnell auf ihn zu, stibitzte ihm das Handy und verkrümelte mich damit in die nächste Ecke, um es an mich zu drücken, als wäre Live noch in der Leitung und könnte alles hören. Da konnte Ronny auch so oft sagen wie er wollte, dass Live nicht mehr dran war und sein Handy verlangen. Im Gegenteil. Ich hockte zusammengekauert in der Ecke seine Wohnzimmers und drückte das Handy ganz fest an mich, kniff die Augen zusammen und schüttelte mit dem Kopf. ,,Es tut mir so Leid! Ich hatte Angst. Ich hatte Angst, dass du mich verlässt.'', heulte ich. ,,Ich hatte Angst, dass du mich verlässt, wenn du studieren gehst. Ich wollte nicht umziehen, weil ich hier nicht weg kann, weil ich Veränderungen hasse, weil ich Angst davor habe! Ich hatte Angst, dass du dort andere findest und mich dann nicht mehr brauchst oder willst, einfach weil andere auch tausendmal besser sind als ich und weniger problematisch und einfacher. Das wäre dir doch viel zu viel Stress geworden! Umzug, das Studieren und dann noch ich. Der abgefuckte drogennehmende Spinner. Klar, du wolltest zwar dann pendeln, aber wofür?! Zwei Stunden zurückfahren, um mich vollkommen fertig mit den Nerven dann erst einmal drei Stunden lang zu beruhigen?! Und dann noch zu lernen, was auf nachts gefallen wäre, aber leider bin ich nachts auch nicht einfach, hätte wieder rumgeschrien vor Alpträumen und wäre geschlafwandelt. Du hättest so viel Stress gehabt, nur wegen mir, aber ich wollte, dass du glücklich bist und das machst, was du willst und glücklich bist und ein schönes Leben hast und das hättest du mit mir nie gehabt. Du wärst dauernd gestresst gewesen und nicht glücklich… und da ich dich nicht davon abhalten konnte und dich auch nicht davon abhalten wollte zu studieren, bin ich gegangen. Ich wäre doch nur eine Last gewesen… und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis du das nicht mehr geschafft und mich verlassen hättest. Und selbst wenn du dich für mich entschieden hättest, dann wäre das nicht richtig gewesen. Ich hätte mich schlecht gefühlt, weil ich dir nicht ermöglichen konnte glücklich zu werden, mit dem was du tun willst. Also hab ich dich raus geworfen, damit du mich nicht verlassen musst und kannst und du glücklich wirst und ich keine Angst haben muss, irgendwann alleine da zu stehen. Ich wollte doch nur, dass du ein schönes und glückliches Leben hast und das ist mit mir nicht möglich…’’, erklärte ich in einem richtigen Heulkrampf. So gesehen hatte ich erreicht was ich wollte. Live musste ein glückliches Leben haben und ohne mich gut auskommen, denn sonst hätte sie heute Abend nicht gesagt, dass ich jemand anderen als sie fand und wir nicht zusammenpassten. Das hätte sie niemals gesagt, wenn es ihr nicht gut ginge. Sie kam ohne mich aus, war glücklich… damit hatte ich doch erreicht, was ich wollte. Der Frau, die ich liebte ging es gut und sie war glücklich. Dann konnte ich mich ja jetzt wieder um mich kümmern. Nur um mich. Allerdings war das, was ich wollte Live und das war nicht damit vereinbar, dass sie ein schönes Leben haben sollte. Ich schaffte es nicht weiter darüber nachzudenken, weil ich zu erschöpft war, mir so einfach die Augen zu fielen und ich einfach einschlief.
Ich konnte nach diesem Telefonat nicht mehr schlafen und beschloss nun endlich wegen meinem Arm zum Arzt zu fahren. Ich wusste das es nicht sonderlich schlau war mit dem Auto zu fahren, also zog ich mir meine Jacke an und schnappte mir meine Tasche, kurz gesagt: Ich würde laufen. Es waren zum Glück nur 20 Minuten Fußweg und da mein Arzt diese Woche Notdienst hatte, würde auch um diese Uhrzeit noch jemand da sein. Ich musste mir nur schleunigst etwas einfallen lassen, denn ich wusste nicht genau was ich dem Arzt erzählen sollte wie das mit meinem Arm passiert ist, denn ich konnte und wollte ihm nicht von der Sache mit Jason erzählen. Ich ging vor die Tür und ich war froh meine etwas dickere Jacke angezogen zu haben, denn es war draußen schon recht kalt was wahrscheinlich besonders an dem starken Wind lag. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und lief los. Es begann plötzlich zu tropfen und ich versuchte noch schneller zu laufen, der Regen wurde immer schlimmer und ich versuchte mich zu beeilen, denn meine Jacke hatte keine Kapuze. Als ich beim Arzt ankam und den Vorraum betrat war ich Klitschnass und am Zittern. Eine Schwester lief gleich auf mich zu und brachte mir eine Decke und bot mir einen Kaffee an, den ich dankend annahm. Danach schickte sie mich in den Untersuchungsraum wo ich auf den Arzt warten sollte. Nach etwa 10 Minuten kam ein junger Arzt, vielleicht 1-2 Jahre älter als ich. "Wo ist denn Dr. Benson ?" fragte ich ihn höflich nachdem ich ihn meine Hand gegeben hatte und er sich als Dr. Kingston vorgestellt hatte. "Ich bin die Vertretung für Dr. Benson solange er im Urlaub ist" teilte er mir mit, und ich begann ihm von meinem Arm zu erzählen. Sagte ihm aber, dass ich die Treppe herunter gestürzt war. Er beschloss, es erstmal Röntgen zu lassen. Nachdem Röntgen sollte dauerte es eine Weile bis die Ergebnisse fertig waren, weshalb ich die Zeit nutze um meinen Kaffee weiter zu trinken, der zum Glück immer noch lauwarm war. Nachdem die Röntgen Bilder endlich fertig waren kam Dr. Kingston zu mir. "Ich muss ihnen leider sagen das ihr Arm gebrochen ist, es ist ein glatter Bruch, weshalb wir sie Glücklicherweise nicht Operieren müssen, aber der Heilungsprozess kann bis zu 2 Monate andauern. " Ich war ein wenig geschockt über die Nachricht, Jason hatte mir wirklich den Arm gebrochen. Als ich die Praxis wieder verließ trug ich einen Gips und eine Schlinge um meinen Arm zu entlasten. Es hatte fast aufgehört zu Regnen und Dr. Kingston hatte mir netterweise eine Regenjacke geliehen, nun machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause,
Da ich keine Lust gehabt hatte Jason wieder in mein Schlafzimmer zu schleppen, hatte ich ihn einfach dort gelassen wo er saß und einfach weiter ferngesehen. Gelegentlich hatte ich mal aufstehen müssen, um ihn zu beruhigen, wenn mal wieder ein Alptraum anfing. Das ging am besten, wenn man sofort auf ihn einredete, sobald er anfing sich anzuspannen und zu verkrampfen. Man musste ihm einfach ein wenig erzählen, dass alles gut war, ihm nichts passieren konnte und dass er in Sicherheit bei mir in der Wohnung war, in der ihm niemand was anhaben könnte. Dann schlief er beruhigt weiter, ehe nach einer Weile wieder ein Alptraum oder noch einmal ein und derselbe losging. Zwar bekam ich so keinen Schlaf, aber dafür immerhin er. Ich bekam in mehr als genug Nächten Schlaf. Da konnte ich auch einmal wach bleiben, was eh gut klappte mit Energy Drinks oder einfach nur Cola. Nachdem es schon Morgen war, hatte ich nicht vor ihn zu wecken. Er sollte aufwachen, wenn er ausgeschlafen war und je nach dem wie lange er schon wieder nicht geschlafen hatte, konnte das bis zu einem Tag dauern. Ich verstand nicht wie man es aushielt vier Tage ununterbrochen wach zu sein. Ich konnte nach zwei Tagen schon todmüde ins Bett fallen. Aber gut. Ich hatte ja auch nicht Jasons Probleme. Apropos… dieser kuschelte im übrigen immer noch mit meinem Handy. Als er dann wieder anfing sich leicht zu bewegen und seine Füße über den Boden wegschob und wieder anzog, stand ich gleich wieder auf, um ihn zu beruhigen und da schaffte ich es auch mein Handy wieder zu bekommen. Im Schlaf war Jason so unheimlich manipulierbar. Man musste nur wissen wie. Einfach ruhig auf ihn einreden und schon machte er, was man wollte. Nach ein paar Minuten, in denen er ruhig wieder weiter geschlafen hatte, beschloss ich duschen zu gehen. Ich brauchte dafür eh nicht lange. Also lief ich ins Bad, zog mich aus und stellte mich unter die ‚warme‘ Dusche. Ich hatte vergessen, dass Jason heute Nacht noch geduscht hatte, und so hatte ich das Wasser einfach aufgedreht und FUCK! War das kalt! Ich sog die Luft scharf ein und drehte das Wasser sofort warm. Wie konnte man nur so lange so arschkalt duschen!? Jedenfalls war ich nach zehn Minuten auch schon wieder fertig und so stellte ich das Wasser wieder ab, stieg aus der Dusche und trocknete mich mit einem Handtuch ab. Mit dem Handtuch um der Hüfte lief ich dann erst einmal in mein Schlafzimmer. Ich zog mir dort Boxershorts an, eine Jogginghose und ein T-Shirt, sowie ein paar Socken. Dann machte ich meine Haare noch etwas mit dem Handtuch trocken und ging dann wieder ins Wohnzimmer, um nach Jason zu sehen, der noch schlief. Sehr gut. Also pflanzte ich mich wieder aufs Sofa und nahm mein Handy zur Hand. Ich schrieb ein paar Freunden und Arbeitskollegen, ehe Jason sich dann doch wieder rührte. Es sah aber nicht nach einem Alptraum aus, sondern eher nach aufwachen und so ließ ich ihn. ,,Ronny?’’, fragte er dann leise und ich sah zu ihm. ,,Ja?’’, antwortete ich und Jason nickte nur. Er wollte wahrscheinlich nur wissen, ob ich da war. ,,Gehts dir besser?’’, fragte ich dann. Bei Jason war es falsch zu fragen, OB es ihm ‚gut‘ ging. Er zuckte aber auf meine Frage auch nur mit den Schultern. Ich seufzte, legte mein Handy weg und stand auf. ,,Ich hol was zum Essen.’’, kündigte ich ihm an und verschwand in die Küche.
Nachdem ich zu Hause angekommen war, hatte ich mich in mein Bett gelegt und versucht zu schlafen. Dies stellte sich aber als relativ kompliziert heraus, da erstens mein Arm immer noch sehr schmerzte und ich mich erstmal an das ungewohnte Gewicht des Gips gewöhnen musste und zweites musste ich die ganzen Ereignisse des Tages noch verarbeiten. Es war einfach zu viel auf einmal, heute morgen war ich noch fröhlich und hatte fast keinen Gedanken, mehr an Jason verschwendet. und jetzt..jetzt liege ich hier im Bett. Meine Klamotten riechen nach ihm und ich bekommen sein Gesicht nicht mehr aus dem Kopf, nur hätte ich niemals Gedacht das Jason in der Lage sein würde mich so zu verletzten. Er war einfach nicht mehr er selbst gewesen und ich hatte gehofft das er im Laufe der Jahre auch ein neues Leben aufgebaut hätte und vielleicht sogar seine Probleme bewältigen könnte, aber da lag ich wohl mehr als daneben. Einerseits merke ich jetzt schon wieder wie sehr er mir gefehlt hat, aber andererseits kommt auch das Wissen, wieder hoch das Jason niemals einfach sein wird. Das wenn ich wieder eine Beziehung mit ihm eingehen würde ich immer für ihn zurückstecken müsste, ich Niemelas eine normale Beziehung führen könnte und jetzt kommt auch noch die Angst dazu, dass er mich noch einmal verletzten könnte. Ich weiß nicht wie ich es geschafft hatte aber anscheinend bin ich dann doch irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen, denn ich wurde morgens durch ein lautes Donnern geweckt, anscheinend herrschte draußen ein Gewitter. Worüber ich eigentlich froh war, denn wenn jetzt das beste Wetter gewesen wäre hätte es mich nur noch mehr runter gezogen. Ich stand auf und ging in die Küche, der Frühstückstisch war bereits gedeckt und Sam war schon am Frühstücken. Als er den Gips sah, sah er mich Fragen an. Ich erzählte ihm von meinem Arztbesuch und als er realisierte das Jason mir meinen Arm gebrochen hatte, sah man die Wut in seine, Gesicht aufkommen. Die beiden durften sich erstmal nicht begegnen aber das würde wohl nicht so schwer werden, denn ich hatte nicht vor Jason wiederzusehen, denn nur dieses kurze Aufeinander treffen mit ihm hatte so sehr an meinen Nerven gezerrt und mir auch noch einen Gips für mehrere Monate eingebracht. Ich machte mir erstmal einen Kaffe und setzte mich dann zu Sam an den Frühstückstisch, aber irgendwie hatte ich einfach keinen Hunger. Ich begnügte mich also mit meinem Kaffe und half Sam dann so gut wie es mit einem Arm ging den Tisch wieder abzuräumen. Auch wenn er das nicht wollte, bestand ich darauf, da er den Tisch ja bereits gedeckt hatte. Danach ging ich ins Bad und machte mich fertig, was diesmal natürlich auch um einiges länger dauerte, aber als ich endlich fertig war viel mir ein das ich noch den Regenmantel von Dr. Kingston hatte und beschloss ihn zurückzubringen. Ich zog mir also noch mein Schuhe an und den Regenmantel von Dr. Kingston an in dem ich beinahe versank was aber ganz gut war, denn so war es angenehmer mit dem Gips und ging dann nach draußen. Es nieselte und ich liebte diesen frischen Geruch während des Regens. Es Gewitterte immer noch aber schon nicht mehr so stark und es war angenehm spazieren zu gehen, da fast keine Menschenseele bei dem Wetter vor die Tür ging, was ich nicht verstehen konnte. Ich war gerne bei diesem Wetter draußen, besonders wenn ich mal Zeit zum nachdenken brauchte und diese brauchte ich momentan sogar wirklich, nach den gestrigen Ereignissen. Ich fragte mich was er wohl gerade machte oder wie es ihm ging, aber ich wusste das durfte ich nicht ich musste aufhören ihn wieder langsam in mein Leben treten zu lassen auch wenn es nur auf Gedankliche Weise war.
Ich gab ein verneinendes Brummen von mir, als Ronny meinte, dass er etwas zum Essen besorgen würde. Hoffentlich nur für sich, denn ich hatte keinen Hunger. Da ich Ronny aber kannte, war mir klar, dass er nun eher was für mich holen würde, als für sich selbst. Das kotzte mich an. Konnte er mich nicht einfach in ruhe lassen? Andererseits wäre es keine schlechte Sache, wenn es es nicht tat, da er mich so ablenken würde. Denn nun war ich wieder wach und alles woran ich denken konnte, war Live. Ich vermisste sie und am liebsten hätte ich sie wieder hier bei mir. Nur hatte ich es wahrscheinlich nicht verdient sie jemals wieder bei mir zu haben. Ich hatte ihr weh getan... und das könnte ich mir selbst wahrscheinlich niemals wieder verzeihen. Es... war doch nicht meine Absicht gewesen! Ich... hatte nur gewollt, dass sie bei mir blieb. Wieso hatte sie nicht einfach bei mir bleiben können? Die Antwort lag ja wohl auf der Hand, aber ich wollte nicht daran denken. Ich wollte es nicht glauben, dass sie das nicht wollte. Es wurde zu sehr weh tun das zu glauben... zwar hatte ich mir das in den letzen Jahren selbst eingeredet, dass sie nicht mehr mit mir zusammen sein wollte... aber... so herum... dass sie es wirklich nicht wollte... war es einfach zu schmerzhaft. Ich fasste mir selbst an die rechte Brust, in der sich mein Herz befand und erneut hatte ich das dringende Bedürfnis mir selbst mit einem Messer dorthinein zu stechen und mir das Herz herauszureißen. Es nervte! Ich wollte nicht mehr so leiden! Aber... da würde ich wohl weiterhin tun. Solange ich lebte. Wieso konnte ich dann nicht einfach sterben? Einfach... weg sein. Nichts mehr denken müssen, nichts mehr fühlen... einfach nichts mehr. Kein Leiden mehr, keine Schmerzen... auf Freude konnte ich verzichten... einfach nichts. Das würde mir reichen. Oder konnte ich nicht irgendetwas anderes finden? Irgendetwas, das mich von Live ablenkte, aber ihr ähnlich war? Einen anderen Fokus... nur fiel mir nichts ein, das auch nur annähernd an sie heran kam oder sie sogar übertraf. Ich hatte vor mich hingestarrt, während ich all das gedacht hatte, und so hatte ich nicht mitbekommen, wie Ronny sich vor mich gehockt hatte und mir einen Teller hinhielt. Ihm nach, hatte er mindestens fünf Minuten vor meinen Augen mit seiner Hand herum gewedelt und ich hatte einfach nicht reagiert. Erst, als er mich in den Oberarm gekniffen hatte, war ich wieder zu mir kommen. Nun diskutierte ich einige Minuten mit ihm herum, dass ich keinen Hunger hatte und vielleicht nachher etwas essen würde, wenn ich wieder Zuhause war. ,,Vergiss es. Du isst was, bevor du dich mal wieder richtig dort oben verläufst.'', widersprach er mir und tippte mir grob gegen den Kopf. Das war schon passiert... bis er mich zurück geholt hatte. Widerwillig nahm ich den Teller und aß einfach das bisschen Rührei mit dem Brötchen, damit ich schnell wieder dorthin zurückkonnte. Außerdem meinte Ronny, dass er mich dann doch gehen ließ. Na klar... ich verkroch ich mich gerade ja eher wieder in mir selbst, als dass da irgendetwas bei passieren konnte. Nach einer halben Stunde verließ ich dann Ronnys Wohnung und wollte einfach nur nach Hause. Ich zog mir die Kapuze auf den Kopf, senkte meinen Blick nach unten auf den Fußboden, schob meine Hände in meine Hosentaschen und ließ mich von meinem Handy wie so oft schon navigieren, da ich keine Ahnung hatte wie ich zurück kam. Gerade jetzt war ich nur noch verwirrter. Erneut starrte ich beim Laufen einfach vor mich hin. Es war mir egal, dass sich Leute darüber beschwerten, dass ich doch aufpassen sollte. Das prallte einfach an mir ab, genauso wie irgendwelche Beleidigungen, die mich schon längst zum Ausrasten gebracht hätten. Dafür hatte ich gerade keine Energie... geschweige denn den Willen übrig. Ich widmete mich lieber meinen Erinnerungen an Live.
Ich lief weiter durch den Regen, der Weg war mir gestern Abend gar nicht so lang vorgekommen aber das lag wahrscheinlich daran das mich da ganz andere Sachen beschäftigt hatten. Die Sache mit Jason hatte ich trotz der zeit die mittlerweile vergangen war immer noch nicht ganz realisiert, es kam mir einfach vor wie ein Traum, ein sehr realistischer Traum. Aber ich wusste das dem nicht so war, ich hatte aber wirklich erst nochmal überprüfen müssen ob das Telefonat mit Ronny wirklich stattgefunden hatte und ja das hatte es, also konnte es kein Traum gewesen sein. Der Wind wurde langsam stärker und man hörte das leichte knarzen der Bäume dessen Blätterdach sich abwechselnd nach rechts und nach links neigte. mittlerweile war ich wirklich froh über den Mantel, denn er war wirklich schön war, so ein Teil sollte ich mir auch mal zulegen auch wenn er wirklich einfach viel zu groß war. Ich packte meine Kopfhörer aus und machte mir Musik an während ich weiter die Straße entlang lief und die Einsamkeit genoss, da hier nicht viele Menschen unterwegs waren. Bis ich abbog und in eine etwas belebtere Gegend kam aber auch nicht zu sehr, da das Wetter die meisten Leute lieber drinnen im Warmen bleiben ließ anstatt vor die Tür zu gehen,. Als mein Handy klingelte, brauchte ich etwas um es aus der Tasche zu kramen und sah auf den Display, es war Sam. Ich ging ran und fragte mich was er wollte als ich angerempelt wurde und mir das Handy aus der Hand viel während ich einen kleinen Schmerzensschrei nicht unterdrücken konnte. Ich drehte mich um "Kannst du nicht mal auf.." ich stockte als ich sah das die Person von hinten genauso aussah wie Jason. *Bitte lass es nicht Jason sein, bitte nicht*. Dieser Wunsch erfüllte sich aber leider nicht als sich die Person langsam zu mir umdrehte. Er war es, *wie konnte ich ihm fünf Jahre gar nicht begegnen und jetzt 2 Tage hintereinander ?* fragte ich mich und blickte in seine weit geöffneten Augen als er mich erkannte. Während ich aufpassen musste mich nicht wieder in ihnen zu verlieren, wie ich es früher immer getan hatte. *Du bist jetzt ein neuer Mensch, er muss dir egal sein. Dreh dich um und geh weite* sagte ich mir selbst aber ich konnte nicht. Irgendetwas in mir sträubte sich dagegen. Das Sam noch am Telefon war hatte ich komplett vergessen und erst der erneute stechende Schmerz der sich mein Gesicht gequält verziehen ließ holte mich in die Realität zurück.
Ein schrilles Geräusch weckte mich dann doch aus meiner Trance oder meinen dem schlafwandelnden ähnelnden Zustand, denn es kam mir bekannt vor. Es war ein Geräusch, das ich schon oft gehört hatte. Ich sah zwar immer noch nicht vom Boden auf, aber ich fragte mich, woher das denn kam. Ich wollte auch gerade aufsehen, aber da war es schon zu spät. Ich schaffte es nicht rechtzeitig einen Schritt zur Seite zu machen und so lief ich gegen die Person, die mir entgegen gekommen war. Damit war ich dann auch endgültig wieder in der Realität, da ich ein paar Schritte vor mich hin stolperte und dann zum Glück mein Gleichgewicht wieder fing, bevor ich noch hinfiel. Ich war gestolpert, weil jemand einen entsetzlichen Schrei ausgestoßen hatte, den ich mir sonst immer nur in meinen Alpträumen anhören musste. Ich war mit weit aufgerissenen Augen stehen geblieben und starrte nun ungläubig vor mich hin. Als ich dann auch noch diese Stimme hörte und sie sofort wieder erkannte, konnte ich nicht anders, als mich herum zu drehen und sie anzusehen. Natürlich begann mein Herz schon wieder so schnell zu schlagen, als wäre es ein Marathon. Vielleicht gab es wirklich einen Marathon, aber dann fand dieser mit sehr großer Sicherheit in meinem Kopf stand. Mir rannten nur so wieder verschiedensten Gedanken durch den Kopf. War das ein Traum? Nein… war ich high? Konnte nicht sein… halluzinierte ich? Das war unlogisch, denn ich litt gerade weder unter so großem Schlafmangel, noch hatte ich etwas genommen… Ich war aufgeregt… Und was war das an Lives Arm? ein Gips? Panik stieg in mir auf. Hatte ich ihr wirklich so sehr weh getan? Hatte ich sie wirklich so sehr verletzt? Allein das von Ronny gehört zu haben, hatte es schon unverzeihlich für mich gemacht, aber es jetzt auch noch wirklich zu sehen… das war zu viel. Es tat weh, ich war sauer, traurig, enttäuscht… Schon wieder drohte eine massive Gefühlswelle mich zu überrollen. Ich zitterte vor Aufregung, zuckte mit den Augen und konnte mich einfach nicht kontrollieren. Schreien? Weinen? Nein! Ich durfte nicht die Kontrolle verlieren! Das durfte nicht passieren! *Jason, das darf NIE wieder passieren! Hörst du?!*, erinnerte ich mich an Ronnys Worte, nachdem ich so etwas schon einmal gehabt hatte und etwas getan hatte, dass selbst bei Ronny mehr als nur eine Grenze überschritten hatte. Also durfte ich jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Ich würde es wieder tun. Der Drang war schon da. Ich biss mir auf die Unterlippe. Verletzt hatte ich sie ja schon… wieso nicht noch mehr? Ich kniff die Augen zusammen. Nein, ich musste mich kontrollieren. Augen zu lassen? Öffnen? Was würde ich sehen? Lives besorgtes Gesicht? Nein, sie war glücklich, sollte glücklich sein und da durfte sie sich nicht um mich sorgen. Ich schluckte, um einen gequälten Schrei zu unterdrücken, der mir nur so in der Kehle saß. Ich schlang meine Arme um mich und hielt mich mit meinen Händen an meiner Jacke fest, damit meine Hände ihr nicht wieder etwas antaten. Dann, als ich meine Augen doch einmal öffnete, sah ich weder Sorge noch Freude… nein, es war viel schlimmer! Sie hatte Schmerzen. Natürlich wegen mir… ihr Arm… ich hatte ihr den Arm gebrochen und nun war ich Idiot noch einmal dagegen gelaufen! Ich schluckte erneut, weil ich nun weinen wollte. Keine Emotionen rauslassen. Einfach runterschlucken und die Kontrolle behalten. Das ging schon. Ich schaffte das. Zumindest versuchte ich mir das einzureden. Ich wollte sie zurück… ich wollte sie doch einfach nur zurück, mich an sie schmiegen, meine Arme um sie legen… sie küssen… Ich hatte einfach verdammt große Sehnsucht nach ihr. Ich musste nach Luft schnappen, weil ich vor einiger Zeit die Luft angehalten hatte und mein Körper nun wieder Sauerstoff wollte. Mein Kopf tat weh… so weh, dass ich nun eine Hand lösen musste, um mir den Kopf zu halten. Außerdem war mir schwindelig und schlecht… Die ganze Situation stresste mich einfach so sehr. Dabei hatte ich sie gerade nur angesehen! Aber das tat so weh… ich hielt das nicht länger aus! Und so fing ich wieder an zu weinen:,,Ich ertrage das nicht länger! Ich will dich zurück… ich will dich wieder haben. Ich liebe dich. Ich kann nicht ohne dich. Ich kann das nicht mehr. Ich halte das nicht aus.’’
Man merkte ihm an wie geschockt er war als er meinen Gips sah, weil der Mantel hochgerutscht war und seine Gesichtsausdrücke, der versuch sich zu kontrollieren machte mir Angst. Ich hatte wirklich Angst vor ihm, Angst das so etwas noch ein mal passieren würde. Das war für mich auch eines der Zeichen das wir nicht mehr zusammen gehörten, wie soll ich mit jemandem Zusammensein vor dem ich Angst habe, früher war es schon schwer aber früher war ich mir auch sicher das er mich niemals verletzten würde, aber da hatte ich wohl falsch gedacht... Ich sah mich um, und entdeckte mein Handy immer noch auf dem Boden liegen. Ich hob es auf, es war auf die Kante geflogen und der ganze Bildschirm war zersplittert und das Handy zeigte keinerlei Anzeichen davon das es noch ansatzweise funktionierte. Als ich das bemerkte kam eine noch stärkere Welle der Unsicherheit in mir auf, denn ich wusste sowieso nicht wie ich mit der ganzen Situation umgehen sollte und jetzt konnte ich notfalls nicht mal Sam oder Ronny anrufen falls Jason wirklich noch einmal die Kontrolle verlieren würde. Ich schaute wieder zu ihm auf als er anfing zu weinen und mir zu sagen wie sehr er mich noch liebt und das er all das nicht erträgt und mich wiederhaben möchte, er tat mir so leid wie er da stand und mein erster Instinkt war es zu ihm zu gehen, ihn zu umarmen und zu sagen das alles gut werden würde, aber als ich realisierte das ich schon ein bis zwei Schritte auf ihn zu gegangen war hielt ich mich selbst zurück. *Tu es nicht, er wollte dich nicht mehr, nicht andersherum. Du wirst mir ihm niemals eine normale Beziehung führen können und was ist wenn er dich erneut verletzt ?* all diese Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum und ich wusste nicht genau wie ich jetzt reagieren sollte. Diese Situation war einfach zu viel für mich, mein Arm schmerzte, meine Nerven hielten das alles nicht mehr aus, diese plötzliche Konfrontation mit der ganzen Situation die ich gerade erst abgeschlossen hatte und das zweimal hintereinander. ich merke gar nicht das auch ich begonnen hatte zu weinen und meine Beine begannen zu zittern bis ich weinen auf dem Boden zusammenbrach, den schmerz in meinem Arm spürte ich gar nicht mehr, dazu war mein Körper zu betäubt. All die Emotionen die ich gestern genauso wie in den letzten Jahren versucht hatte zu unterdrücken kamen jetzt hervor und ich konnte sie nicht mehr zurückhalten dazu war es bereits zu spät. Ich sah zu Jason hoch "Warum ?, warum hast du mir all das angetan ? mich aus deinem Leben verbannt um mich jetzt zurückzuwollen ?" fragte ich ihn mit weinender Stimme. ich verstand nicht wieso ?, wieso er mir das alles noch schwerer machte als es doch sowieso schon für mich war. Es ist ja nicht so das ich ihn nicht geliebt habe, das habe ich mehr als alles andere. Das erste Jahr habe ich nur in der Hoffnung gelebt das er nochmal zurückkommt zu mir, das er mich vielleicht doch noch liebt und versuchte abgeblockten Kontaktversuche zu verdrängen. Ich konnte niemals eine Beziehung mit einer anderen Person führen weil ich jedes mal nur nur an ihn denken musst eum zu wissen, dass es einfach nicht richtig ist und habe die Beziehung kurz darauf wieder beendet, bis ich es irgendwann gar nicht mehr versucht habe.
Ich kniff die Augen fester zusammen, während mir nur so die Tränen die Wangen hinunter liefen. Lives Worte hämmerten von außen gegen meine Schädeldecke, als würde mir jemand Steine gegen den Kopf werfen. ,,"Warum ? Warum hast du mir all das angetan ? mich aus deinem Leben verbannt um mich jetzt zurückzuwollen ?’’, fragte sie mich und ich hielt das nicht aus. ,,Ich wollte das doch nicht!’’, antwortete ich ihr lauter und voller Verzweiflung. ,,Ich wollte das doch nicht.’’, wiederholte ich mich leiser. Es tat weh zu hören und zu wissen, dass Live nun auch weinte. Aber… andererseits hieß das doch, dass ich ihr nicht vollkommen egal war. Ich war ihr nicht egal! Denn sonst hätte sie mich hier einfach alleine stehen gelassen und wäre gegangen. Sie hätte mich einfach in meinem Elend alleine gelassen und ihr Leben weitergelebt. Aber nein. Sie war hier geblieben und weinte nun mit mir und erneut wollte sie wissen wieso… ich das getan hatte. Und so oft wie ich mir eingeredet hatte, dass sie mich verlassen hatte, um es mir selbst einfacher zu machen, umso schwerer war es nun mir wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass Live recht hatte und dass ich sie verbannt hatte. ,,Ich wollte das nie…’’, sagte ich noch einmal, weil ich nichts anderes zustande brachte. ,,Ich wollte immer, dass du glücklich bist und.. d-deine Träume lebst…’’, stammelte ich dann irgendwann. ,,Ich… hatte Angst… ich-ich wäre dir doch nur ein… Hindernis gewesen…’’, meinte ich dann und meine Hände verkrampften sich etwas. ,,Du kennst mich!’’, sagte ich dann wieder lauter und weiterhin verzweifelt. ,,Ich komme mit Veränderungen nicht klar! Ich hasse Veränderungen!’’ Immerhin hatte ich ja schon Schwierigkeiten gehabt mich daran zu gewöhnen mit ihr zusammen zu leben. ,,Wie hätte ich es packen sollen woanders hinzuziehen?’’, fragte ich sie dann und zog mir leicht an den Haaren. Mein Kopf wollte nicht aufhören weh zu tun und zu dröhnen, was aber dieses Mal eher an Stress lag als an irgendwelchen Rauschmitteln. ,,Ich hatte Angst davor… auch, dass du dann wegen mir das aufgegeben hättest… das wollte ich nicht.’’
Ich hörte ihm zu und war einfach hin und her gerissen in der ganzen Situation, ich versuchte erstmal aufzustehen was sich mit einem stark schmerzenden Arm als etwas schwerer als gedacht heraus stellte, aber ich schaffte es letztendlich doch. Nachdem ich stand lehnte ich mich an die Hauswand und atmete einmal durch um das gerade gehörte kurz zu verarbeiten, er hatte schon irgendwie recht vielleicht hätte ich das alles für ihn aufgegeben, aber es hatte ja funktioniert und für ihn hatte ich die 2 Stunden fahrt hin und zurück gerne in Kauf genommen, denn ich habe ihn über alles geliebt und irgendwie tat ich das glaube ich immer noch. Ich sah erneut zu Jason "Ich weiß das du Veränderungen hast, genau aus dem Grund bin ich doch bei dir Wohnen geblieben anstatt zu versuchen dich zum Umzug zu bewegen und du warst mir niemals ein Hindernis, ich habe dich geliebt und war Glücklich bei dir. Ja, du warst manchmal anstrengen aber andererseits konnte ich nirgendwo so entspannt sein wie wenn ich in deiner Nähe gewesen bin und außerdem haben die schönen Momente all die Schlechten übertrumpft. Das du mich verlassen hat, hat mich viel mehr verletzt und war viel schlimmer für mich als zwischendurch mal mit deinen Wutausbrüchen oder der langen Fahrt zu leben. Du hast mich innerlich zerstört, ich habe ewig gebraucht all das zu verarbeiten und habe es irgendwie immer noch nicht und das werde ich wohl auch nie. Du wirst immer ein Teil meines Lebens sein, egal ob wir es zusammen verbringen oder nicht, denn du hast mich geprägt, mehr als jeder andere Mensch in meinem Leben es getan hat. Kurz nach unserer Trennung war es einfach schrecklich in der Hoffnung zu leben das du zurückkommst und ich wollte einfach nicht einsehen das du nicht mehr zurückkommst, das du mich nicht mehr willst." sagte ich ihm und offenbarte ihm einen teil meiner Gefühlswelt. Es war wirklich nicht leicht diese Trennung zu akzeptieren und ich wollte immer nur das er Glücklich ist aber andererseits hat der Gedanke daran das er eine andere haben könnte, eine die besser ist als ich mich fast umgebracht.
Da ich meine Augen immer noch fest zugekniffen hatte, bekam ich glücklicherweise nicht mit wie sich Live alleine wieder auf die Beine quälen musste. Ich hörte dann nur, dass ihre Stimme dann plötzlich von woanders kam. Ein wenig weiter von rechts dort wie die Wand war. Sie musste also wieder aufgestanden sein. Auf meine verzweifelten Aussagen hin, sagte Live nun auch, dass sie wusste, dass ich Veränderungen hasste und sie deswegen ja auch bei mir geblieben war. Sie hatte auch recht damit, dass sie mich dann nie wieder mit einem Umzug konfrontiert hatte. Trotzdem fiel es mir schwer zu glauben, dass ich ihr nicht im Weg gestanden hätte. Ich hatte meiner Mutter doch schon als kleines Kind im Weg gestanden und ihrer Beziehung mit meinem Vater sowieso. Sonst wäre der wahrscheinlich nicht abgehauen, wenn es mich nicht gegeben hätte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich sollte das nicht miteinander vermischen. Das war nicht gut. So kniff ich die Augen wieder etwas fester zusammen. So ähnliche Gedanken haben zu etwas schlimmen geführt. Um mich abzulenken konzentrierte ich mich dann wieder auf das, was Live sagte. Es tat gut zu hören, dass sie wenigstens sie in meiner Nähe Ruhe fand und sich entspannen konnte. Das war beeindruckend, denn ich fand keine Ruhe bei mir selbst. Ich bewunderte Live dafür. Allgemein war es bewundernswert wie lange sie es doch mit mir ausgehalten hatte und noch länger hätte ertragen wollen. Die vielen Streitereien wegen der Drogen… Jedoch schienen diese für sie nicht so stark gewichtig zu sein wie für mich. In der Sache dachte ich wohl wie so oft auch einfach negativer. Es erstaunte mich auch, dass es sie mehr verletzt hatte, dass ich sie verlassen hatte, obwohl ich das eigentlich nur zu ihrem Besten getan hatte, als dass sie länger fahren oder mit mir streiten musste. Ich schluckte schwer, denn ihre nächsten Worten waren erneut wie Steine, die man gegen meinen Kopf warf. Ich hatte das doch nicht gewollt… ich hatte ihr niemals so weh tun wollen. Ich wollte sie niemals so unendlich sehr verletzen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie mich einfach vergaß und sah wie schön es doch ohne mich war. Doch da hatte ich mich geirrt. Live hatte mich nicht vergessen. Im Gegenteil. Sie bezeichnete mich als einen Teil ihres Lebens und dass sie nach unserer Trennung noch die Hoffnung gehabt hatte, dass ich zu ihr zurück kam. Das hätte ich wahrscheinlich auch alles so getan, wenn ich meine Kontrolle nicht verloren hätte und mich nur wenige Tage später nicht die ganze Zeit mit Drogen vollgepumpt hätte. ,,Es tut mir Leid… es tut mir so unendlich Leid… ich… wollte doch nur, dass du glücklich bist… und dass wenigstens du es leicht hast. Ich hab mir eingeredet, dass es das beste ist… dazu kam noch die Angst, dass du mich irgendwann doch verlässt, weil du jemanden mit einem besseren Lebensstil findest und bei dem du nicht mit dem Wissen nach Hause kommst, dass er bestimmt noch high ist, weil er es den ganzen Tag nicht ohne dich aushält..’’, meinte ich dann und hatte mich so einigermaßen wieder gefangen.
Ich hörte ihm zu und irgendwie war es schon süß wie sehr er dabei versucht hatte auf mich Rücksicht zu nehmen, aber er hat es mir so eher schwerer als leichter gemacht. Denn die letzten Jahre waren nicht einfach, das waren sie wirklich nicht. Als er in mein leben getreten ist hat er mich verändert auf eine besondere Art und Weise und ich hatte immer gehofft das wir uns wiederfinden, aber jetzt wo er vor mir steht, ist es irgendwie anders als ich es mir immer ausgemalt hatte. Ich fing an mit meinen Haaren zu spielen, das machte ich leider immer wenn ich nervös war und diese Eigenschaft habe ich nie ablegen können und sah dann in den Himmel, der durch einen Blitz erhellt wurde. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass erneut ein Gewitter aufgezogen war. Ich war so sehr auf Jason fixiert gewesen das ich meine Umwelt generell nicht mitbekommen hatte, wir standen mittlerweile komplett alleine auf der Straße, die restlichen Leute waren verschwunden. Ich weiß das das alles für meine Nerven überhaupt nicht gut ist und das es sehr wahrscheinlich ist das mich das ganze bald wieder zu einem Nervenzusammenbruch bringt, aber andererseits weiß ich auch das es wichtig ist das wir uns endlich aussprechen, endlich hören was der andere bezweckt hat mit seinen Handlungen "Ich habe immer gehofft das es dir jetzt besser geht, aber andererseits habe ich immer in der Angst gelebt das du eine andere gefunden hast, eine andere die dich glücklicher gemacht hat als ich, diese Gedanken waren unerträglich für mich denn ich habe nie ganz aufgehört dich zu lieben" sprudelte es aus mir heraus bis ich bemerkte was ich gerade gesagt hatte. All die Jahre in denen ich mir eingeredet habe ich Liebe ihn nicht mehr, ich fühle nichts mehr für ihn und er ist mir egal sind mit einem Satz zu Nichte gemacht worden. Ich wusste nicht wie ich da jetzt drauf reagieren sollte und sah erstmal verlegen auf den Boden und sah dann zu ihm "Ich glaube ich sollte jetzt besser gehen"
In meiner Verzweiflung hatte ich gar nicht mitbekommen, dass es regnet und und sogar ein Gewitter über unseren Köpfen vorüberzog. Allgemein hatte ich das nicht einmal gemerkt, nachdem ich Ronnys Wohnung verlassen hatte. Ich war einfach los getappt. Und auch jetzt blendete ich einfach alles um mich herum aus. Ich hatte gerade eigene Probleme und diese waren in mir und zum anderen die Tatsache, dass ich Live zurück wollte. Jetzt. Sofort und auf der Stelle. Ich hörte auch wieder möglichst aufmerksam zu, was Live nun zu mir sagte. Sie erklärte mir, dass sie immer gehofft hatte, dass es mir besser ging und sie immer Angst gehabt hatte, dass das mit einer anderen Frau, die mich glücklicher machte als Live, wäre. Da sah ich sie dann schon sehr entsetzt an. Wie konnte sie das denken? Als ob es für mich eine andere gäbe als sie! Niemals! Doch am meisten entscheidend war es für mich, als sie sagte, dass sie nie aufgehört hatte mich zu lieben. Sie liebte mich noch! Mit einem Mal schlug mein Herz noch einmal schneller vor Freude. Es war ein erleichtertes Gefühl, dass sich in mir ausbreite. Es war einfach Hoffnung. Ich hatte die Hoffnung, dass endlich wieder alles gut werden würde. Doch so schnell wie diese kurze Freude und dieser kleine Funken Hoffnung aufgeflammt waren… so schnell erloschen sie auch gleich wieder auf grausame Weise, als Live plötzlich meinte, dass sie jetzt besser gehen sollte. Mir stand der Mund vor Entsetzen offnen, ich hatte meine Augen wieder aufgerissen und starrte sie an. ,,W-wieso…’’, stammelte ich. Wieso wollte sie denn jetzt gehen?! Ich verstand das nicht. Sie hatte doch gerade gesagt, dass sie mich noch liebte! Wieso wollte sie da gehen! Ich fing an mit meinem Kopf zu schütteln. ,,Nein, geh nicht! Ich liebe dich! Bitte!’’, sagte ich hastig und machte gleich ein paar Schritte auf sie zu. Sie hatte sich gegen die Wand gelehnt und sah nicht sonderlich gut aus. So ließ ich sie auf keinen Fall gehen! Was, wenn ihr etwas passierte?! Das könnte ich mir ebenfalls nie verzeihen! Ich blieb stehen als ich vor ihr stand und sah sie flehend an, während ich meine Hand vorsichtig an ihre Wange legte. Ich zitterte, aber wusste in dem Moment nicht, ob vor Aufregung oder Stress. ,,Bitte geh nicht. Ich liebe dich. Ich liebe dich..’’, versuchte ich dann auf sie einzureden. ,,Bitte…’’